Klimpergeld

 

oder: Aller guten Dinge sind drei? 

Die Haustür fällt hinter mir ins Schloss. Zeit zu gehen. Der Tag ist viel zu schade für Arbeit. Der Himmel wölbt sich winterblau; kalt und frisch weht mir der Mittwoch um die Nase.

Unsere Spar“groschen“ dehnen die Sehnen in meinem Arm. Heute Mittag werde ich den neuen Geldzähler der Hausbank austesten und das Girokonto füttern – unsere Sammelbüchse geht nicht mehr zu.

Überraschung, als ich in mein Büro komme. Die Begrüßung beinhaltet ein lahmgelegtes Computersystem. Monika heftet bereits ab. Zumindest dafür benötigt man keinen Strom. Abwarten und das erledigen, wofür man kein Laufwerk braucht.

Eine ganze Zeit später tut sich immer noch nichts.

Ich mache die Zeiterfassung wieder aus und bringe das Klimpergeld jetzt schon weg. Kippe, als ich am Automaten ankomme, die Münzen hinein. Und jetzt? Nichts! So ein Mist, ich habe die Kontokarte vergessen. Ich drehe mich verstohlen um, fingere mühsam das ganze Kleingeld wieder aus dem Schacht. Peinlich. Hoffentlich sieht mich keiner.

Auf einmal steht jemand hinter mir. Grmpf. Auch mit Spargroschen. Ich lasse ihn netterweise vor, lache verlegen. Er ist nicht zum ersten Mal hier, hat seine EC-Karte dabei.

Ich mache mich wieder auf den Weg zum Büro.

Monika guckt erstaunt. „Ich bin noch gar nicht wieder da“, grinse ich.

Und auf Sabines Blick „... bloß keine Fragen.“ Ein Griff in meine Handtasche und ich bin schon wieder weg.

Zweiter Versuch. Der Automat ist frei. Ich schiebe zielstrebig und triumphierend meine EC-Karte in den Schlitz, wähle 'Einzahlung'. Dann habe ich die Qual der Wahl: Münzen und Scheine   o d  e r  Münzen.

Fragezeichen in meinem Blick. Münzen kann ich theoretisch auch auswählen, aber nicht praktizieren. Das kann doch wirklich nicht sein!

Zur Krönung steht mein „Bekannter“ vom ersten Mal wieder neben mir. „Geht es bei Ihnen auch nicht?“ Pfiffig wie ich bin, entnehme ich der Aussage, dass er ein Leidensgenosse ist. Er ist aber schon einen Schritt weiter. Das Interview mit den Schalterbeamten hat ihm die Erkenntnis gebracht, dass der Automat einem Fremdanbieter gehört, für Probleme wären sie nicht zuständig. Komisch, sind das nicht 'Brüder unter einem Dach'?

Heute werde ich nirgendwo mehr einen Versuch unternehmen und morgen auf jeden Fall bei der Konkurrenz. Selber schuld, Institut mit dem gelben Hörnchen, mit meinen Spargroschen arbeitest du dieses Mal nicht …

 

Mit meinem Kleingeld traue ich mich bald nicht mehr ins Büro. Die große Tafel Schokolade, die ich noch kaufe, ist mein Wetteinsatz für das „Kleingeldschätzen“ mit den Kolleginnen. Aber wer gewonnen hat, werden wir morgen erst wissen. Die Zählmaschine muss noch eine Nacht drüber schlafen …

 

Tag 2: Sparbuch und den festen Vorsatz eingesteckt, dass ich heute mein Kleingeld loswerde. Ich suche die Konkurrenz meiner Hausbank mit dem roten 'S' auf. Stehe vor einem der beiden Automaten mitten in der großen Halle des Unternehmens.

Die Kundin am Nachbargerät gibt mir auf meinen ungläubigen Blick zu verstehen, dass ich eine Girokarte benötige, anders gehe es nicht mehr bei der Sparkasse. Verzweiflung rinnt aus meinen Augen, die Tränen kann ich gerade noch zurückhalten. Ich steuere auf den netten Angestellten hinter der Glasscheibe zu und erkläre ihm das vermeintliche Problem. Gott sei Dank, es ist keins. Ich kann auf dem Bildschirm auch die Nummer meines Sparbuches eingeben. Wie von Geisterhand öffnet sich das Fach, in das ich jetzt endlich mein Kleingeld fließen lasse.

Die Maschine rüttelt und schüttelt sich und hinterher fallen satte 139,28 Euro auf den Bon, den der Automat für mich ausspuckt. Sieben deutsche Cent waren schwer verdaulich, das wird mein Grundstock für die nächste Leerung.

10 dänische Kronen sowie ein amerikanischer Cent sind ihr auf den Magen geschlagen. 

Alles in allem … nein halt, 2,20 Euro muss ich noch hinzurechnen für die Gewinnerschokolade, die ich gestern bereits entnommen habe. Nur, dass diese jetzt für alle ist, weil …

 

Gewonnen hat mit einem Tipp über 99 Euro Monika. Und sie bekommt ein Mettwürstchen. Grins ...